Endlich! Dieser Gedanke ging sicherlich so manchem Teilnehmer durch den Kopf, als am Morgen des 27. Juli 2016 um 7.00 Uhr der Starschuss fiel zur lang geplanten Tour nach Verona. Nahezu ein Jahr im Voraus war der Termin schon bekannt und die Vorfreude war stetig angewachsen. Mehr als 40 Teilnehmer wurden von Klaus, unserem Busfahrer begrüßt. Schnell war man auf der Autobahn und rollte entspannt und gutgelaunt der aufgehenden Sonne entgegen.
Über Augsburg, München, Rosenheim erreichte man zügig den Autobahnrastplatz Inntal bei Kiefersfelden. Alle verließen den Bus um sich die Beine zu vertreten und schauten plötzlich ganz verwundert, als wie von Zauberhand ein opulentes Frühstücksbuffet neben dem Bus aufgebaut wurde. Frische Brötchen, Kaffee, Käse, Wurst, Marmelade, selbst ein Gläschen Sekt für die Damen, nichts aber auch wirklich nichts fehlte.
Frisch gestärkt wurde die Fahrt Richtung Innsbruck und Brennerpass fortgesetzt. Über Bozen, Trient, Affi erreichte man das Hotel in San Zeno oberhalb des Gardasee. Schnell wurden die Zimmer verteilt und schon kurze Zeit später traf man sich zu einem entspannten Kaffee auf der Hotelterrasse. Ein herrlicher Blick auf den Gardasee sorgte für entspannte Urlaubsstimmung. Nach dem gemeinsamen Abendessen traf man sich nochmal auf der Terrasse. Das Wetter hatte gewechselt, tiefschwarze Gewitterwolken hingen mittlerweile drohend am Himmel. Fast unheimlich, mit welcher Geschwindigkeit sich das Wetter hier verändert hatte. Bange Fragen kamen auf, wie wohl das Wetter am nächsten Tag werden würde.
Sonnenschein und blauer Himmel mit kleinen Schäfchenwolken begrüßten uns zum Frühstück. Lediglich der frühe Abfahrtstermin um 7.30 Uhr machte dem Einen oder Anderen zu schaffen. Der Besuch der Automanufakturen Lamborghini und nachmittags Pagani standen auf dem Programm. Beides Namen, bei denen speziell die Augen der autobegeisterten Teilnehmer/innen ein unerklärliches, tiefes Glänzen bekamen. Unser Bruder Alexander (CH) versorgte uns während der Fahrt mit ersten Informationen zur Historie der beiden exklusiven Fahrzeughersteller, so dass jeder gespannt war, was wir wohl zu sehen bekommen würden. Pünktlich zum vereinbarten Termin erreichten wir das Fabrikgelände von Lambo. Aufgeteilt in mehrere Gruppen konnten wir abwechselnd die Produktion und das Werksmuseum besichtigen.&nb
Sehr beeindruckend war die Möglichkeit, hautnah mitzuerleben wie die verschiedenen Teile eines solchen exklusiven Sportwagens zu einem Gesamtkunstwerk zusammengefügt wurden. Am Ende des zugegebenermaßen kurzen Fließbandes wurde zuerst der Motor einige Minuten im Leerlauf getestet, dann fuhr einer der Werker das fertige Auto einfach so, unter kernigem Röhren und mit heiseren, bellenden Gasstößen, aus der Halle. An den Gesichtern der Besucher konnte man deutlich sehen, dass manch eine(r) gerne mit diesem Mitarbeiter getauscht hätte. Ein gemeinsames Foto um den aktuellen Prototypen des neuesten Modells beendete unseren Besuch in der Sportwagenschmiede.
So viel Besichtigung hatte Hunger gemacht. Zügig wurde die Lokalität für das gemeinsame Mittagessen angesteuert. Schnell war das Ziel erreicht, doch was passierte da? Ein ungläubiger Restaurantbesitzer stand einer erwartungsvollen Busladung hungriger Menschen gegenüber und wusste nicht das Geringste von einer Reservierung. Großes Erstaunen auf beiden Seiten. Bestürzung, Ratlosigkeit! Guter Rat war teuer. Gegenüber ein Restaurant mit Außenterasse. Unscheinbar. Nicht auf solch einen Ansturm vorbereitet. Kurzes Palaver mit dem Chef, der Koch kam hinzu, man einigte sich auf 2 verschiedene Gerichte und schon war das Problem gelöst. In Windeseile wurden Tische gedeckt, Teller und Gläser aufgestellt, Wasser und Tischwein kredenzt. Kurze Zeit später kamen riesige, total leckere Pizzen auf den Tisch und Augenblicke später hatte auch der Rest der Mannschaft Ihre herrliche Pasta mit Meeresfrüchten vor sich stehen.
Giovanni der Koch und sein Team hatten Unmögliches möglich gemacht. Ihnen an dieser Stelle im Nachhinein nochmal unser aller herzlicher Dank.
Frisch gestärkt konnte man sich anschließend zum zweiten Highlight des Tages auf den Weg machen. Pagani, bei weitem noch exklusiver als Lamborghini, bot uns die Gelegenheit, einen Blick in Ihre heiligen Hallen zu werfen.
Ganze zwanzig Autos pro Jahr, keines unter einem Stückpreis von unter 1,5 Mio. Euro´s werden dort gefertigt. Entsprechend edel und gediegen das ganze Ambiente.
Die Philosophie dieses Herstellers: jeden aber wirklich jeden technisch machbaren Wunsch der Kunden in die Tat umzusetzen. Somit dürfte jedes dieser Fahrzeuge ein Unikat darstellen. Gelebte und zelebrierte Begeisterung pur für das eigene Produkt. Viele Gespräche auf der Rückfahrt drehten sich um das Gesehene und viel Bewunderung klang aus den einzelnen Beiträgen über die Tatsache mit welcher Geradlinigkeit und Zielstrebigkeit sich ein Mensch sich hier seinen Traum von einem perfekten Auto verwirklicht hat.
Große Freude gab´s bei der Rückkehr ins Hotel. Kleine Tischkärtchen mit der Aufschrift Gruppo Lutz sorgten für allgemeines Entzücken. Unsere Reiseleitung hatte für eine tolle Überraschung gesorgt. Die Tische vor dem Hotel waren festlich eingedeckt und für unsere Gruppe reserviert. Dies sollte auch die folgenden Tage sowohl zum Abendessen wie zum Frühstück vollends so bleiben. Einfach ein unvergleichliches Ambiente, in der warmen Sonne zu sitzen mit Blick über den Gardasee und die angrenzenden Berge. Abends glutroter Sonnenuntergang inclusive.
Mantua, die von den Etruskern gegründete Stadt in der Lombardei war das Ziel unserer Reise am dritten Tag. Die Stadt ist auf drei Seiten von Wasser umgeben und liegt auf einer Landzunge zwischen künstlich angestauten Seen, die bereits im 12. Jahrhundert angelegt wurden. Das umgebende Wasser war ein groß angelegter Wassergraben, der die Stadt und die darin lebende Bevölkerung vor Angriffen von außen schützen sollte. Das Kastell San Giorgio bildete den Ausgangspunkt unserer Stadtführung. Unsere Stadtführerin berichtete, dass Mantua einst eine Hochburg der Renaissance war.
Mehr als dreihundert Jahre war es das Geschlecht der Gonzaga, die durch ihren wirtschaftlichen Erfolg, aber vor allem durch ihre Kunstverliebtheit Mantua zu einem Zentrum der Kultur ihrer Zeit machten. Die Gonzagas versammelten die bedeutendsten Architekten ihrer Zeit um ihre Paläste und Kirchen zu bauen. In der Basilika Sant´ Andrea konnten wir uns mit eigenen Augen davon überzeugen. Für uns alle unfassbar war, wie gemalte Bilder solch eine plastische Wirkung entfalten können, dass man selbst aus nächster Nähe den Eindruck gewinnt, die ganzen Figuren wären kunstvoll geschnitzt. Nach dem gemeinsamen Mittagessen auf dem zentralen Platz wurden am Nachmittag noch im Kastell San Giorgio das Camera degli Sposi (Brautleutezimmer) besichtigt, bevor man sich dem Charme des Palazzo Ducale der ehemaligen Hauptresidenz der Gonzaga, hingeben konnte. Der Herzogspalast erstreckt sich über eine Fläche von ca. 34.000 m2 und besteht aus einem Komplex verschiedener Gebäude, die zwischen der Mitte des 12. Jahrhunderts und der Mitte des 17. Jahrhunderts gebaut wurden. Der Palst ist fast ohne Inhalt, da die Gonzagas wegen der Schulden der Familie im Jahre 1628 gezwungen wurden, die wichtigsten Stücke ihrer Sammlung zu verkaufen. Besonders imposant in den heute zugänglichen Räumen sind die gewebten Gobelins in der Sala del Trono, ein wundervoller Dachgarten und der Spiegelsaal mit seinen geheimnisvollen optischen Täuschungen.
Die Hitze wurde nahezu unerträglich, die Beine waren schwer und die Kehlen trocken. Wer jetzt glaubte, man wäre schon am Ende, sah sich getäuscht. Pallazzo Te, das Lustschloss, errichtet von Federico II. Gonzaga, stand noch auf dem Programm. Müde und den Kopf voller interessanter Bilder machte man sich nach der Besichtigung auf den Rückweg ins Quartier nach San Zeno. Beim anschließenden Nachtessen und dem gemütlichen Apéro drehten sich viele der Gespräche über die gemachten Eindrücke des Tages. Grüppchenweise saß man lange bis in die Nacht beisammen und lies den Tag gemütlich ausklingen.
Viel zu schnell war die Nacht vorüber und der neue Tag begrüßte uns bereits wieder mit strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen. Verona, die Festspielstadt war das Ziel der Reise am vierten Tag. Nach kurzer Fahrt erreichten wir die Stadt an der Etsch, welche seit dem Jahre 2000 zum Weltkulturerbe gehört. Unsere Reiseführerin wartete bereits am Stadttor auf unseren Bus. Erstes Ziel war das Santuario Madonna di Lourdes, eine moderne Kirche auf dem Hügel oberhalb der Stadt.
Ein wirklich herrlicher Ausblick über Verona war von dieser exponierten Stelle zu genießen. Mittlerweile war das Thermometer bereits über 35° C geklettert und jeder Quadratzentimeter Schatten wurde genutzt um wenigstens ein klein wenig Schutz vor der unerträglich und gnadenlos brennenden Sonne zu ergattern. Die Stadtführung geriet sehr schweißtreibend und jeder war froh, als er im Anschluss einige Stunden zur freien Verfügung hatte. Shopping, bummeln ohne Zeitdruck, Mittagessen im Restaurant, sitzen im Park oder ganz einfach Eis essen in einer der vielen kleinen Gelaterias waren die Dinge die die Reiseteilnehmer bis zum gemeinsamen Abendessen unternahmen um sich die Zeit zu vertreiben. Treffpunkt war das Il Torcola, ein kleines aber nichts desto trotz sehr feines Restaurant etwas abseits, in einer Nebenstraße unweit der Arena. Zum Abschluss unserer Reise und zur Einstimmung auf die folgende Oper wurde uns ein wirklich vorzügliches Nachtmahl gereicht. Kein Wunder, dass auch schon amerikanische Filmstars hier zu Tisch waren.
Perfekt. Mit diesem einen Wort konnten die Rahmenbedingungen unseres anschließenden Besuchs in der Arena von Verona umschrieben werden. La Traviata von Giuseppe Verdi stand auf dem Programm . Blauer wolkenloser Himmel, ohne die brennende Sonne angenehme, laue Temperaturen, eingeschaltete Sitzheizung auf allen von uns belegten Plätzen, gute Sicht auf das Geschehen auf der Bühne und ein wirklich faszinierender Klang des Gesangs der Akteure begleitete unseren Besuch. Eine wirklich unübertreffliche Leistung der Erbauer dieser Arena vor vielen hundert Jahren.
Wohlbehalten, müde und um einen erlebnisreichen Tag reicher erreichten wir am frühen Morgen um 1:30 Uhr unser Hotel in den Bergen oberhalb des Gardasees. Monika und Dieter, unsere Vorhut hatten dafür gesorgt, dass wir noch was zu Trinken bekamen und den Tag sanft ausklingen lassen konnten.
Sonntag, Rückreisetag. Am frühen Morgen hatte es Gewitter und einen Temperatursturz gegeben. Der Himmel über Südtirol weinte, weil wir nach Hause mussten. Stau auf der Autobahn vom Gardasee bis an den Brenner, fast schon Schneefall auf der Passhöhe, ein komplettes Kontrastprogramm zu den vorausgegangenen hochsommerlichen Tagen. Innsbruck im Starkregen, Stau voraus auf der Autobahn. Klaus unser Busfahrer disponierte um und fuhr am Achensee entlang, vorbei an Wildbad-Kreuth, Tegernsee, Holzkirchen auf die Autobahn nach München. Mittlerweile hatte sich sogar die Sonne wieder hervorgewagt. Ein letztes Highlight auf dem Heimweg war der ungeplante Stopp auf der Autobahn am Albaufstieg in Höhe des Ausgangs des Steinbühltunnels. Infolge hohen Verkehrsaufkommens kam es für uns genau gegenüber dem Tunnelausgang zu einem letzten, ungeplanten Halt. Kurz nach 21 Uhr traf man dann wieder wohlbehalten in Nürtingen ein.
An dieser Stelle möchten Sich alle Reiseteilnehmer nochmals bei unserem Busfahrer vom Busunternehmen Melchinger in Neckartenzlingen, bei den Organisatoren vom druidischen Reisebüro Lutz und allen anderen Personen die zum Gelingen dieser tollen Reise beigetragen haben, recht herzlich bedanken. Eine Reise in vollkommener Harmonie, bei der die Frauen der Brüder zu Schwestern erhoben wurden und wir alle gemeinsam fünf wirklich unvergessliche Tage in Freundschaft erleben durften. Jeder war sich sicher, dass er beim nächsten Mal wieder dabei sein möchte.
Herwart Stribel